Kinoabend „Margin Call“

Im Zuge einer Entlassungswelle bei einer Investmentbank kommt ein junger Analyst mit vertraulichen Informationen über Modelle zur Bewertung von MBS-Papieren in Kontakt. Das spekulative Handelsmodell, auf dem der
maßgebliche Geschäftsteil der Bank aufbaut, stellt sich schon bald als eine der größten Fehlkalkulationen in der Finanzbranche heraus und zieht massive Konsequenzen nach sich. Im Film wird der Untergang einer Investmentbank unbekannten Namens dargestellt. Dabei zielt der Titel „Margin Call“ auf einen Fachbegriff des Future-Handels ab. Besagter Margin-Call tritt im Futures-Geschäft dann ein, wenn ein Margin-Account (hinterlegtes Kapital) im Zuge einer Negativentwicklung einer Position nahezu aufgebraucht ist. Der Händler wird von seinem Broker dann vor die Entscheidung gestellt, zusätzliches Geld auf das Konto nachzuschießen, oder die Position zwangsweise glattzustellen. Zentraler Bestandteil des Films sind MBSPapiere (Mortgage-Backed-Securities). Dabei wird ein Pool von besicherten Hypothekenanleihen in einem Verbriefungsprozess zu MBS-Papieren zusammengesetzt, welche dann an Banken und Versicherungen weiterverkauft werden. Eine weitere Stufe bildet die Verbriefung mehrerer MBS-Papiere und anderer ABS (Asset-Backed-Securities) zu sogenannten
CDOs (Collateralized-Debt-Obligation), zu deutsch: Besicherte Schuldverschreibungen.

Die Finanzkrise resultierte aus dem Platzen der Hypothekenblase in den USA. Dabei vergaben Banken mehrere Jahre lang Hypothekenkredite im Subprime-Bereich an Niedrigverdiener. Ursprung dieser Entwicklung war nicht zuletzt die Öffnung des Subprime-Marktes durch die Politik. Solange Häuserpreise stiegen, war das MBSSystem stabil und tragbar. Nach dem Platzen der Hypothekenblase konnten immer weniger Hypothekenraten zurückgezahlt werden. Hinzu kam, dass viele Hausbesitzer aufgrund eines variablen Zinssatzes unter Druck gerieten, der, ehemals niedrig, nun von den Banken im Zuge der Entwicklungen sehr hoch angesetzt wurde. Indem immer mehr Zahlungslinien ausfielen, waren die entsprechenden, mehrfach verbrieften CDOs weniger Wert. Durch die Komplexität des Verbriefungsprozesses wussten zudem nur die wenigsten, welcher Teil der Papiere genau nun als toxisch einzustufen war und welcher immer noch laufende Zahlungen brachte. Das Risiko entsprach in keinem Fall mehr dem Rating der Papiere.

Als Konsequenz trocknete der Markt für CDOs vollständig aus. Zudem entwickelte sich eine Vertrauenskrise zwischen Banken, da sie nicht mehr wissen konnten, wer wie viele Anteile an toxischen Papieren in den Büchern hielt. Der normalerweise hochfrequente und für die Banken wichtige Interbanken-Geldmarkt für kurzfristige (teils unbesicherte) Kredite trocknete deshalb im Zuge der Vertrauenskrise ebenfalls nahezu vollständig aus. Manche Banken gerieten nicht zuletzt dadurch in starke Finanzierungsnot (Lehman Brothers, 2008).

 

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